Dass sich jede:r bei einem Vorstellungsgespräch von der besten Seite zeigt, ist zu erwarten. Noch wichtiger ist es, authentisch und ehrlich zu sein. Denn wer nicht authentisch handelt und zu sehr darauf achtet, ein bestimmtes Bild von sich zu vermitteln oder eine Fassade aufrechtzuerhalten, schafft für sich und eventuell andere ein unangenehmes (Arbeits-) Klima.
In dieser Fallstudie am Beispiel von nterra, einer IT-Consulting-Firma aus der Nähe von Darmstadt, zeigt matched, wie Authentizität die Arbeitsatmosphäre und Zufriedenheit – vor allem für Entwickler:innen – verbessert. Gelten ein familiäres Umfeld, Authentizität und offene, lockere Kommunikation als die typischen Attraktivitätsmerkmale von Beratungshäusern, sprechen die internen Mitarbeiterumfragen von nterra eine andere Sprache: 2020 war das meistgenannte Attraktivitätsmerkmal für den Arbeitgeber nterra “Menschlichkeit”, auf Platz 2 stand der “Teamspirit”. Rund 93% der Mitarbeitenden fühlen sich (eher) wohl in ihrem Team, kein einziger so richtig unwohl. Eine der wichtigsten Zutaten für das Erfolgsrezept: Authentizität. Mit nterra als Partner für diese Case Study war es das Ziel von matched, herauszufinden, wie nterra es schafft, derartige Umfrageergebnisse zu erzielen und was andere Unternehmen daraus ziehen können.
Warum Authentizität grundsätzlich wichtig ist
Authentizität schafft Vertrauen
Ob im Berufs- oder Privatleben: Authentizität schafft Vertrauen beim Gegenüber. Dies wiederum sorgt für eine offene Feedbackkultur, in der auch Negatives angesprochen wird, um Verbesserungen herzuleiten. Das ist nicht nur die Basis für eine gute Zusammenarbeit, sondern auch der Grundstein für persönliches wie auch wirtschaftliches Wachstum. Denn Vertrauen minimiert nicht nur bürokratische Hürden, sondern kann auch in Form von mehr Freiraum für Mitarbeitende wieder in diese investiert werden.
In stressigen Situationen fördert Vertrauen Resistenz und Resilienz. Der Grund dafür: Wir neigen in herausfordernden Zeiten dazu, weniger Wert auf unsere Kommunikation zu legen. Das durch die Authentizität gewonnene Vertrauen, schafft Verständnis unter Kolleg:innen, Wörter landen seltener auf der Goldwaage und man behält ein angenehmes Klima. Und je wohler man sich insgesamt am Arbeitsplatz fühlt, desto ehrlicher und authentischer kann man wiederum selbst sein.
Authentizität zeigt Potenziale
Nur wer zulässt, dass man die eigenen Stärken und Schwächen erkennt, öffnet sich dafür, das eigene Potenzial voll auszuschöpfen. Das heißt, Stärken können gefördert und an Schwächen kann gearbeitet werden – wenn wir sie uns eingestehen und anderen zeigen. In einem Unternehmen mit authentischen Mitarbeitenden und einer positiven Fehlerkultur können Arbeitgeber:innen ihre Angestellten besser einsetzen, fördern, binden und zudem ein gutes Verhältnis zu ihnen aufbauen.
Authentizität beseitigt Probleme
Viele Aufgabenstellungen am Arbeitsplatz können nur gemeinsam gemeistert werden. Hier ist Offenheit das A und O, insbesondere wenn es um Stärken und Schwächen, Wünsche und Leidenschaften geht. In diesen Punkten authentisch zu sein, schafft Verbundenheit über unterschiedliche Charaktere und Typen hinweg. Durch das Zeigen von echtem Interesse wird der Teamgeist gefördert – das hilft, Herausforderungen gemeinsam zu meistern.
Wie Authentizität gezielt gefördert werden kann
Um den Mut zur Authentizität zu fördern, gehen nterra und matched.io einen auf den ersten Blick ganz selbstverständlichen Weg: Man lebt Authentizität vor. Das beginnt schon beim einzelnen Mitarbeitenden. Von der Werkstudentin bis zum Unternehmensgründer wird offen, transparent und wertschätzend kommuniziert, man gibt sich wie man ist und versteckt sich nicht hinter Jobtiteln oder Hierarchien. Auch das Unternehmen an sich demonstriert Authentizität: Unternehmenszahlen werden regelmäßig im Firmenchat geteilt, in schweren Zeiten wie der Coronapandemie kommuniziert man ehrlich und unterstützt Einzelne, die es besonders schwer haben.
Betrachten wir nun mögliche Berührungspunkte zwischen Unternehmen und Mitarbeitenden, die, richtig durchgeführt, die Authentizität des Einzelnen verstärken können:
In der Bewerbungsphase
Gerade im Human Resources Bereich ist man oft erste:r Ansprechpartner:in und Anlaufstelle für neue Bewerber:innen und Kolleg:innen. Man repräsentiert das Unternehmen, die Kultur und die Werte sowohl außer- als auch innerhalb des Büros. Sich selbst treu zu bleiben, ist hier die geheime Zutat für alle Fragen. Das bedeutet nicht nur, sich selbst und dem Bewerber:innen keine unnötigen Dresscodes im Bewerbungsgespräch aufzuerlegen oder grundsätzlich ein angenehmes Gesprächsklima zu schaffen. Es heißt auch, sich selbst einzubringen: Teile im Kennenlerngespräch auch etwas Persönliches über dich oder erzähle von den Menschen, die im Unternehmen bzw. dem zukünftigen Team arbeiten. Hinterfrage nicht nur die Berufsstationen im Lebenslauf und den Tech-Stack eines Entwicklers oder einer Entwicklerin, sondern zeige Interesse am Menschen. Vielleicht findet man als Recruiter:in bereits gemeinsame Interessen – ganz gleich ob Kochen, Backen oder Bungeespringen – mit dem/der Bewerber:in. So kann die eigene Authentizität nicht nur Offenheit beim Gegenüber wecken, sondern bereits eine erste Bindung zum Unternehmen entstehen lassen.
Gerade als Tech Recruiter:in möchte man schließlich keine “kurzfristige Liaison”, sondern eine lange und erfolgreiche Beziehung – insbesondere da über 70% aller Entwickler:innen einem Jobwechsel nicht abgeneigt wären. Wie in jeder zwischenmenschlichen Beziehung ist auch während eines Bewerbungsprozesses der Einsatz von beiden Seiten gefordert, um dieses Ziel zu erreichen.
Gemeinsam haben wir Handlungsempfehlungen für IT-Recruiter:innen erarbeitet, um das bestmögliche Ergebnis in einem Rekrutierungsprozess zu erzielen. Spoiler Alarm: Das Mindset der/des Rekrutierenden ist bereits der Schlüssel.
- Hinterfrage dich: Bist du glücklich in deinem Unternehmen? Falls nicht, wie kannst du dieses Problem lösen? Löse zunächst deine potenziellen inneren Konflikte, denn nur so kannst du andere für die Jobausschreibung begeistern, selbst authentisch sein und zugleich dein Unternehmen gut repräsentieren.
- Betrachte das Unternehmen: Was gefällt dir an deinem Arbeitgeber besonders gut? Verinnerliche dies für dein Mindset. Denn der oder die Gegenüber merkt schnell, ob man selbst von etwas überzeugt ist oder nur versucht, ein beliebiges Produkt zu verkaufen.
- Sei offen und ehrlich: Die Offenheit, die du vom Bewerbenden erwartest, solltest du auch an den Tag legen: Sprich offen und direkt Baustellen und Verbesserungsmöglichkeiten im Unternehmen an. Denn auch wer nur die positiven Dinge hervorhebt oder gar Baustellen schön redet oder verschweigt, verliert an Authentizität und Glaubwürdigkeit.
- Ermutige dein Gegenüber: Jede:r hat sein/ihr Päckchen zu tragen. Schaffst du bereits im Bewerbungsgespräch eine vertrauensvolle Atmosphäre, kann ein besseres und tieferes Kennenlernen stattfinden – und eine starke Basis von Anfang an.
Mit den Kolleg:innen – im Entwicklungsteam
In jeder zwischenmenschlichen Beziehung bedarf es eines gegenseitigen Verständnisses.
Nur, dass wir mit unserer Arbeit – rein zeitlich betrachtet – meist ein intensiveres Verhältnis haben als mit unserer Familie. Schließlich verbringen wir bei einer 40-Stunden-Woche rund die Hälfte des Tages im Zusammenspiel mit den Kolleg:innen. Hier ist Authentizität Trumpf. Denn sie hilft bei unterschiedlichen Charakteren und Persönlichkeiten, die an einem Strang ziehen müssen, potentielle Konflikte zu lösen.
Für die alltägliche Zusammenarbeit ist es wichtig, Verletzlichkeit zuzulassen, zu kommunizieren, wenn es einem nicht gut geht oder man einfach einen schlechten Tag hat und genauso direkt anzusprechen, wenn man verletzt wurde.
Auch, wenn mal eine Aufgabe oder ein Projekt nicht so gut gelaufen ist, sollte man dies als offenes und konstruktives Feedback verpacken und dabei die emotionale von der sachlichen Ebene trennen. Kritik sollte wertschätzend vermittelt werden.
Dies kann durch regelmäßige Feedbackgespräche trainiert werden:
- Daily: take time for each other (also in the home office), do not simply work through tickets and call it a day 😉
- Alle 2-3 Wochen: Feedbackrunde innerhalb des Teams
- Alle 3 Monate: direkter, persönlicher und individueller Austausch mit dem/der Teamleiter:in
- Alle 6 Monate: Feedbackrunde mit Kolleg:innen, mit denen man nicht unmittelbar zusammenarbeitet (z.B. aus anderen Entwicklungsteams oder sogar anderen Bereichen)
- Alle 12-15 Monate: ein ausführliches 360° Feedback, z.B. im Rahmen einer Beförderung
Sind Mitarbeiter:innen durch mangelnde Authentizität, wie leere Versprechungen, Verneinung eigener Fehler oder spärliches individuelles Interesse, unzufrieden oder gar frustriert, sinkt die Erfolgsrate des gesamten Unternehmens.
Eine wertschätzende Feedbackkultur in einem Unternehmen ist Gold wert und fördert ein gutes Arbeitsklima. Durch regelmäßige Check-ins, Teamevents oder den kurzen Smalltalk an der Kaffeemaschine kann bereits viel für die Förderung der Authentizität in der Belegschaft getan werden.
Als Arbeitgeber:in
Als Vorgesetzte:r ist es essentiell, Authentizität vorzuleben. Das beinhaltet vor allem, eigene Fehler zuzugeben, offen für Weiterentwicklung zu sein, Feedback zu geben und wertschätzende Kommunikation zu üben. Wer sich damit wohlfühlt, kann auch privates teilen, um eine persönliche Ebene zu schaffen.
Auch als Unternehmen an sich ist es wichtig, transparent zu kommunizieren. Dazu gehört es auch, Mitarbeiter:innen zu ermutigen und bei persönlichen Problemen zu unterstützen. Auch kann es Authentizität fördern, wenig Regeln aufzustellen und Schulungen in dem Bereich anzubieten. Mut zu Authentizität und Verletzlichkeit werden belohnt.
Mit dem Arbeitsplatz einen Raum für Fehler und unterschiedliche Meinungen zu schaffen, ist wichtig. Denn nur das bringt voran. Es steht und fällt mit Echtheit, Nahbarkeit und Interesse an einem Menschen!
Note: Die Case Study von nterra und matched.io bezieht sich zwar auf Entwickler:innen, die genannten Punkte sind jedoch auf eine Vielzahl anderer Berufsgruppen anwendbar.